Die Grundschule Lechtingen unter der Klimalupe

In allen teilnehmenden Schulen und Kindergärten fanden im Februar und März Vor-Ort-Begehungen zur Aufdeckung von Schwachstellen bezüglich des Nutzerverhaltens und des Gebäudebetriebs statt. So auch in der Grundschule Lechtingen. Hubert Grobecker vom Energiebüro e&u aus Bielefeld, mit dem die Gemeinde Wallenhorst bei diesem Projekt kooperiert, zeigte der Energiebeauftragten der Grundschule Lechtingen, Sarah Gaubitz, sowie dem Hausmeister Michael Fähmel Potenziale zum Energieeinsparen sowie Möglichkeiten bei der Umsetzen von Maßnahmen auf. Begleitet wurden sie vom Klimaschutzmanager der Gemeinde Wallenhorst Stefan Sprenger.

Draußen ist es an diesem Februartag ungemütlich. Nasskaltes Wetter bei einer Außentemperatur von 8°C. Grund genug also, die Heizung aufzudrehen. „Vor allem im Lehrerzimmer meinen es die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer sehr gut“ berichtet Grobecker aus seinen Erfahrungen. Also beginnt der Rundgang direkt im Lehrerzimmer mit einer Temperaturmessung. 20,5°C zeigt das Thermometer an. „Ein optimaler Wert“ lobt Grobecker. Gleiches gilt für die Luftfeuchte, die bei 43 % liegt. Die Luftfeuchtigkeit soll für ein gesundes Raumklima zwischen 40 und 60 % liegen. Liegt sie deutlich niedriger, sind oftmals Kopfschmerzen, trockene Haut oder juckende Augen eine mögliche Folge. Bei zu hoher Luftfeuchte besteht die Gefahr von Schimmelbildung. Allerdings: Obwohl beim Betreten des Lehrerzimmers kein Mitarbeiter im Raum anwesend war, brannte das Licht. In der Teeküche gab es aber ein großes Lob vom Fachmann: Der Kaffee wird in einer Thermoskanne warm gehalten und auch der Kühlschrank mit dem Eisfach macht einen guten Eindruck.

Neben dem sichtbaren Nutzerverhalten wurden auch viele weitere Details abgefragt und nach Optimierungsmöglichkeiten gesucht. Vor einigen Wochen fanden bereits Langzeitmessungen in zwei Klassenräumen statt. Anhand von Temperatur- und Feuchtigkeitskurven, die in dieser Zeit aufgezeichnet wurden, bespricht Grobecker nun mit Gaubitz und Fähmel die Ergebnisse. Die Nachtabsenkung ist ebenfalls wie die Absenkung am Wochenende deutlich erkennbar. Die Heizungsanlage ist diesbezüglich also richtig programmiert. Aber auch hier erkennt der Energiefachmann Potenzial zur Einsparung: Die Temperaturkurve geht am Wochenende zu weit runter. Das bedeutet, dass das Gebäude zu stark auskühlt. Und auch tagsüber ist ein deutlicher Wärmeverlust erkennbar. Ein Fenster scheint während eines kalten Tages sehr lange geöffnet gewesen zu sein.

Während des Rundgangs durch die Klassenzimmer misst Grobecker neben der Temperatur und der Feuchte auch die CO2-Konzentration. Eine hohe CO2-Konzentration hat ein rascheres Ermüden und sinkende Konzentrationsfähigkeit zur Folge, weshalb regelmäßiges Lüften umso wichtiger ist. Der empfohlene Grenzwert für Raumluft liegt bei 1.000 ppm. Grobecker misst in den Klassenräumen Werte zwischen 1.325 und 2.061 ppm, also deutlich über dem empfohlenen Wert. Hier besteht dringender Lüftungsbedarf, optimaler Weise durch kurzes Stoß- oder Querlüften. „Die Fenster können wir leider nicht ganz öffnen, da diese verschlossen sind und wir keinen Schlüssel haben“ so Gaubitz. Nach einer kurzen Kontrolle stellt sich dies aber als nicht ganz richtig heraus. Das äußerste Fenster lässt sich doch ganz öffnen, nur ist die Fensterbank komplett zugestellt. „Das ist ein typisches Phänomen in Klassenräumen und Lehrerzimmern. Die Fensterbänke sind oftmals so vollgeräumt, dass deshalb nicht richtig gelüftet werden kann“ berichtet Grobecker. Gaubitz will sich diesem Problem nun annehmen. Unterstützung will sie sich dabei von sogenannten CO2-Ampeln holen. Diese zeigen je nach Raumluftqualität ein grünes, gelbes oder rotes Licht an und können über das Klimaschutzprojekt gefördert werden.

Beim weiteren Rundgang ist zu beobachten, dass in der große Pause in den meisten Klassenräumen gelüftet wird. „Wir haben seit Beginn des Klimaschutzprojektes Ordnungsdienste in jeder Klasse eingeführt, die dann abwechselnd für Licht und Lüften zuständig sind“ berichtet Gaubitz. Auch gibt es einen Dienst, die PCs im Klassenraum herunterzufahren und die schaltbaren Steckdosenleisten auszuschalten. „Sehr vorbildlich“ lobt Grobecker. Leider sind solche schaltbaren Steckdosenleisten nicht überall vorhanden, im PC-Raum fehlen sie beispielsweise. „Hier mussten wir auf sie verzichten, weil sonst beim Hochfahren der PCs die Sicherung rausfliegt“ berichtet Fähmel.

Alles in allem war Grobecker nach dem Rundgang sehr zufrieden. „Die Temperaturen waren fast immer passend eingestellt. Ein großes Lob an Frau Gaubitz und Herrn Fähmel für ihre Leistungen“. Gaubitz will das Thema zukünftig noch stärker in den Unterricht und in den Schulalltag integrieren. „Wichtig ist, dass das Thema bei allen Beteiligten im Bewusstsein ankommt, um das Verhalten nachhaltig zu ändern“.