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Was Führungskräfte von Fußballtrainern lernen können

VfL-Osnabrück-Trainer Uwe Fuchs referierte beim achten Treffpunkt Wirtschaft von Volksbank Bramgau-Wittlage und Gemeinde Wallenhorst

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„Entscheidend is' auf'm Platz“, wusste schon Alfred „Adi“ Preißler. Dass im Fußball auch darüber hinaus beim Training, in der Kabine und sogar bei telefonischen Recherchen Entscheidendes passiert, erläuterte am Donnerstag (6. Oktober) Referent Uwe Fuchs beim achten Treffpunkt Wirtschaft in Wallenhorst. Mehr noch: Der Cheftrainer des Fußball-Drittligisten VfL Osnabrück legte den rund 150 geladenen Gästen aus Wirtschaft, Politik und von Institutionen dar, wie Methoden aus dem Fußballtraining auch eine Anleitung für die Arbeit von Führungskräften sein können.
Fuchs, der zum Trainer-Team der go!Akademie für Führung und Vertrieb gehört, propagierte das Prinzip des erfahrungsbasierten Lernens. Der Lernprozess folge demnach einem Kreislauf, über den sich Erfolgsrezepte aus dem Hochleistungssport in die Arbeitswelt übertragen ließen.

Wie das geht, belegte Fuchs anhand der Prinzipien, nach denen er den VfL Osnabrück führt. Ein wichtiges Thema dabei sei Engagement. Davon könne zu viel ebenso schaden wie zu wenig.

Als zentrales Thema benannte der Referent die Arbeit der Führungskräfte. Er selbst sei zu einem schwierigen Zeitpunkt zum frisch abgestiegenen VfL gekommen, nämlich unmittelbar vor dem Saisonstart. „Da galt es, sofort die Führung zu übernehmen, und das gelingt nur mit klaren Prinzipien, die die Führungskraft selbst zuverlässig vorlebt“, unterstrich er.

„You go first“, sei der Anspruch, dem sich jede Führungskraft stellen müsse. Sie müsse im wahrsten Sinne des Wortes in allem, was sie von den Mitarbeitern erwarte, mit gutem Beispiel vorangehen.

Was das bedeuten kann, hatte Uwe Fuchs mit seinem Besuch in Wallenhorst übrigens aktuell bewiesen. Trotz des kurzfristig anberaumten Testspiels seiner Mannschaft gegen den Bundesligisten Werder Bremen hielt er sich an die Zusage, beim Treffpunkt Wirtschaft zu referieren – um die von Anderen gewünschte Zuverlässigkeit auch selbst zu praktizieren.

Wichtig als Führungskraft sei außerdem, klare Ansagen zu machen und auf dieser Basis Verantwortung abzugeben. „Als Chef habe ich einen klaren Plan, den alle Mitarbeiter kennen. Wenn dann in der Dusche Spieler ohne Badelatschen herumlaufen, muss nicht ich sie darauf aufmerksam machen, sondern das macht der Physiotherapeut. Würde ich selbst auf jede Kleinigkeit wie Badelatschen aufpassen, würden die Spieler mir irgendwann nicht mehr zuhören, wenn ich über die großen Themen sprechen will“, verglich er.

Ein anderes Beispiel: Wenn er den Torwarttrainer in die Auswahl geeigneter Spieler einbinde, entwickle dieser eine höhere Motivation, mit diesen zu arbeiten. Auch könnten Leistungsträger in der Mannschaft mehr Freiheiten erhalten als Andere, dafür erwarte er umgekehrt von ihnen Loyalität und Vermittlung.

Jede Strategie müsse den richtigen Einsatz aller Personen und Ressourcen sowie die richtige Führung beinhalten. Umgesetzt werden müsse die Strategie grundsätzlich nicht chaotisch, sondern überlegt: erst die Ist-Analyse, dann die Entwicklung einer idealen Spielidee beziehungsweise Unternehmensstrategie und Anforderungsprofile für die einzelnen Positionen erstellen. Nach diesen Vorleistungen folge dann das „auf'm Platz“.

Zugrunde liege jeder Strategie ein „flexible networking“. Es beinhalte zum einen die Reaktion auf neue Entwicklungen und zum anderen die Kommunikation, ohne die innere Akzeptanz als wichtigste Motivationsquelle nicht zu erreichen sei. Der Kitt sei der Teamzusammenhalt. In dessen Interesse dürfe man weder den Wohlfühlfaktor noch die Leistungsorientierung aus den Augen verlieren. „Man braucht eben auch die Typen, die anecken und immer wieder auf die erwartete Leistung hinwirken. Ein gut aufgestelltes Team hält das aus“, sagte Uwe Fuchs.

Dass er mit diesen und anderen Thesen beim Publikum auf viel positive Resonanz stieß, bewiesen die vielen interessierten Fragen am Ende der Veranstaltung. So konnten die Volksbank Bramgau-Wittlage und die Gemeinde Wallenhorst als Veranstalter sicher sein, mit dem Referenten die richtige Wahl getroffen zu haben.

Für die beiden Institutionen hatten zu Beginn des Abends Volksbank-Vorstand Frank Rauschenbach und Bürgermeister Ulrich Belde die Gäste begrüßt. Rauschenbach bekräftigte dabei, dass der Treffpunkt Wirtschaft einmal mehr die Verbundenheit der Volksbank mit der regionalen Wirtschaft zum Ausdruck bringen solle.

Belde hingegen betonte, der Treffpunkt Wirtschaft mache gerade in Krisenzeiten deutlich, dass es vor Ort eine Wirtschaft jenseits von nervösen Finanzmärkten und gierigen Heuschrecken gebe: „Hier erleben wir Wirtschaft vor Ort und die Menschen, die sie mit viel Engagement gestalten.“ Für sie seien die Impulse einer solchen Veranstaltung wichtig.

Zum Auftakt des Abends hatte sich Uwe Fuchs zudem noch in das Goldene Buch der Gemeinde Wallenhorst eingetragen – eine Ehre, die neben der gelungenen Veranstaltung vielleicht ein wenig für das verpasste Werder-Spiel entschädigte.